Im Gespräch mit Mathilde Girard verfolgt Jean-Luc Nancy den Faden, den der Mythos zwischen seinem Leben und seinem Denken spinnt. Schnell wird dabei klar: Sobald man angefangen hat, über sich selbst zu sprechen, ist man bereits auf dem Feld des Mythischen.
Nancy nähert sich der Frage des Mythos ausgehend vom Biografischen: In der Rückschau auf sein gemeinsames Leben und Schaffen mit Philippe Lacoue-Labarthe lässt sich aufzeigen, was daran seitens des Mythos am Werke gewesen ist. Die biografische Erzählung malt dabei nicht nur ein Porträt der intellektuellen Landschaft des Frankreichs der 1960er- bis 1980er-Jahre en miniature, sondern liefert auch eine leicht zugängliche Einführung in Nancys philosophisches Denken, welche die maßgeblichen Gegenstände seiner Arbeit durchmisst: von der deutschen Romantik über die Literatur, das Theater, die Politik und Psychoanalyse bis hin zu dem Begriff der Mimesis und der bei Nancy kürzlich wieder aktuell gewordenen Frage nach dem Selbst. Alles dargelegt mit eigenen Worten. Aber es zeigt sich, dass das Eigene ebendas ist, was im Mythos auf dem Spiel steht und insofern selbst mythisch ist. Das Gespräch über den Mythos ist demnach seinerseits ein Stück Mythologie.
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