In Philosophie- und Literaturgeschichte zählt die Epiphanie zu den Schlüsselbegriffen des 20. Jahrhunderts. Diese Momente ästhetischer Erschütterung offenbaren eine gesellschaftliche Utopie: Die Ausgeschlossenen und Unterdrückten erwidern den Blick. Sie fordern Solidarität, erregen unseren Widerspruch und stellen damit die postkoloniale Welt infrage.
Menschen in ihrem unverfügbaren Anderssein anzuerkennen, bedeutet zu begehren und die Grenzen unseres Verstehens zu akzeptieren. Dazu befähigen uns ästhetische Objekte, denn sie bleiben etwas Rätselhaftes, dem mit Worten nicht beizukommen ist. Sie erschüttern. Das heute zum Selbsterhalt ermahnte moderne Subjekt erleidet dadurch einen radikalen und transformativen Selbstmächtigkeitsverlust. Das Ästhetische trägt die Spuren des unermesslichen historischen Leids, und seine Dissonanz zerstört das selbstbezogene bürgerliche Glück. Heute machen postkoloniale, queere und Schwarze Ästhetiken ansonsten marginalisierte Lebensrealitäten selbstbewusst sichtbar und irritieren das hegemoniale (eurozentrische) Kunstverständnis. Christopher A. Nixon zeichnet diese Transformation fächerübergreifend nach und macht dabei deutlich, dass eine bessere Welt ohne ästhetische Erfahrung und Praxis ein Traum bleiben wird.
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