Nach wie vor wird Folter meist im Verborgenen praktiziert. Dadurch stellt sie die Legitimität des Staates infrage und untergräbt die Demokratie von innen. Donatella Di Cesare beschäftigt sich in diesem Buch mit dem Problem der Folter in all seiner dramatischen politischen Aktualität.
Die Verurteilung der Folter ist nicht mehr einhellig, seit ihre Apologeten im „Krieg gegen den Terror“ eine Rechtfertigung für diese Praxis gefunden haben, die sich in den letzten Jahren in Demokratien ebenso ausbreitet wie in diktatorischen Regimen. Ein empörtes „Nein“ reicht zur Verteidigung der verletzten Menschenwürde nicht mehr aus. In klarem und prägnantem Stil zeichnet die Autorin ein kritisches Gesamtbild der Folter und zeigt ihre enge Verbindung zur Macht. Wie soll man gegen Folter kämpfen, wenn der Verbrecher der Staat selbst ist? Di Cesare entwirft eine neuartige „Phänomenologie der Folter“, in der sie die Besonderheit dieser systematischen und methodischen Form von Gewalt erfasst, bei der der Täter den Schmerz berechnet und abmisst, um das Opfer am Sterben zu hindern und weiterhin seine souveräne Macht ausüben zu können. Folter lauert überall dort, wo sich Wehrlose in den Händen von Stärkeren befinden: in Gefängnissen, Psychiatrien, Flüchtlingslagern, Hospizen, Behindertenzentren, Internaten. Das Fehlen eines Straftatbestandes begünstigt sie.
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